Maskiert durch's Netz

Maskiert durch’s Netz - Online Debattenkultur eine Gefahr für die Demokratie?

Kurzbeschreibung
Der Baustein erörtert die potenziellen Probleme von Social Media, Fake News und Anonymität, und zeigt wie sich diese negativ auf unsere Debattenkultur und damit auf unsere Demokratie auswirken. Durch Fake News geht eine gemeinsame Faktengrundlage verloren und Anonymität verleitet schnell zu unsachlichen und teils sogar beleidigenden Debatten. Das Ziel des Bausteins ist, dass die Teilnehmenden diese Probleme erkennen, ihre Gefahr für die Demokratie analysieren und über potenzielle Lösungsansätze nachdenken.
Der Baustein ist in zwei Teile gegliedert. Im ersten Teil befassen sich die Teilnehmenden mit dem Thema Fake News. Durch die Befassung mit potenziellen Fake News und der Entwicklung von Erkennungsstrategien soll das Bewusstsein der Teilnehmenden für diese Problematik geschärft werden und sie dazu anregen, auch im Alltag mehr darauf zu achten.
Im zweiten Teil führen die Teilnehmenden eine Debatte online und offline zur gleichen Themenfrage durch. Durch den Vergleich der beiden Diskussionsformen sollen sie erkennen zu welchen Problemen es in Onlinediskussionen kommen kann. Außerdem sollen die Teilnehmenden so ihr eigenes Handeln auf Social Media reflektieren. Die Teilnehmenden erhalten vier Posts und müssen entscheiden, welche von denen Fake News sind, um Erkennungsmerkmale festzustellen. Im Plenum teilen sie dann ihre Erfahrungen mit Fake News, erörtern die Probleme für die Demokratie und entwickeln Lösungsvorschläge. Im zweiten Teil wird eine anonyme Diskussion online und dann offline durchgeführt, um die Unterschiede den Teilnehmenden darzustellen. Im Anschluss teilen die Teilnehmenden ihre Beobachtungen zu den Unterschieden im Plenum und probieren Lösungsansätze zu finden.

Thema
Der Einfluss von Social Media auf unsere Debattenkultur und Demokratie

Schlagwörter
Social Media, Fake News, Demokratie, Debattenkultur, Anonymität

Typ
analog

Dauer
75 min

Gruppengröße
8 - 40

Raum
Seminarraum mit beweglichen Tischen und Stühlen

Lernziele

  • Reflexion des eigenen Verhaltens im Internet
  • Darstellung der Wichtigkeit einer gemeinsamen Faktengrundlage für Diskussionen
  • Verdeutlichung der Gefahr von Social Media für die Demokratie

Kompetenzen

  • Perspektivübernahme
  • Antizipation
  • Disziplinübergreifende Erkenntnisgewinnung
  • Umgang mit unvollständigen und überkomplexen Informationen
  • Kooperation
  • Motivation
  • Moralisches Handeln

Werkzeuge
Das Megafon der Anonymität

Lernformen
kooperativ

Methoden
Kleingruppenarbeit, Plenumsdiskussion, Onlinediskussion

Material
Beamer, mobile Endgeräte der Teilnehmenden, ausgedruckte Posts, Kreppband

Vorbereitung

Vorbereitung der Moderation

Inhaltliche Vorbereitung:
Die Moderation recherchiert Inhalte zu Deutschlands Atomausstieg, um während der Diskussion gegebenenfalls Input geben zu können. Des Weiteren befasst sie sie sich mit Statistiken zum Umgang mit Fake News in Europa.

Vorbereitung des Materials:
Die Moderation sucht vier bis fünf Posts raus oder erstellt eigene, bei denen man nicht sicher sein kann, ob es Fake News sind oder nicht. Mindestens einer der Posts sollte Fake News verbreiten. Die Posts werden in der Durchführung digital präsentiert. Eine Präsentation für den gesamten Baustein z.B. mit Photoshop bietet sich an. Das Thema der Fake-News sollte zur späteren Debatte passen. Außerdem sollte eine aktuelle Statistik zum Thema „Umgang mit Fake News in Europa“ herausgesucht werden. Für die Online-Diskussion erstellt die Moderation einen anonymen Online-Chatraum. Chatzy könnte eine Option dafür sein (nicht erprobt).

Vorbereitung des Raums:
Zu Beginn des Bausteins sitzen die Teilnehmenden an Gruppentischen für 4-5 Personen. Optimalerweise wird direkt Platz frei gelassen, um später in der Mitte einen Stuhlkreis zu bauen.

Ablaufplan

00. Minute - Begrüßung und Selbteinschätzung

Die Teilnehmenden sitzen im Raum verteilt an Gruppentischen von vier bis fünf Personen.
Die Moderation begrüßt die Teilnehmenden und stellt sich und das Thema kurz vor.

Der erste Teil des Bausteins zielt darauf ab sich mit der Problematik von Fake News auf Social Media auseinanderzusetzen. Dafür sollen die Teilnehmenden zunächst auf einer Skala von 1 (gar nicht) bis 5 (sehr) einschätzen, wie anfällig sie selbst für Fake News sind und das Ergebnis schriftlich (auch auf dem Handy möglich) festhalten.

03. Minute - Kleingruppenarbeit

Um ihre Einschätzung zu überprüfen, schauen sich die Teilnehmenden daraufhin die fünf erstellten Onlineposts an und diskutieren in ihrer Kleingruppe, woran man Fake News allgemein erkennen kann und bei welchen der aufgeführten News es sich um Fake News handeln könnte. Während die Gruppen diskutieren, hängt die Moderation die ausgedruckten Posts an die Tafel. Jede Gruppe markiert diejenigen News mit einem Strich, die sie für Fake News halten. Im Anschluss erklärt eine Person aus jeder Gruppe, wie sie zu der jeweiligen Entscheidung gekommen ist.

12. Minute - Plenumsdiskussion - Umgang mit Fake News

Die Moderation löst auf und stellt die ausgewählte Statistik vor.
Eine Plenumsdiskussion wird eröffnet in welcher die Teilnehmenden über Fake News auf Social Media und die Folgen für die Debattenkultur diskutieren. Die Moderation kann gezielt neue Denkanstöße in die Diskussion einbringen.
Folgende Fragen dienen als Leitfragen für die Diskussion:

  • Habt ihr das Gefühl oft mit Fake News konfrontiert zu werden?
  • Fällt es euch leicht Fake News zu erkennen?
  • Überprüft ihr aktiv den Wahrheitsgehalt von verdächtig wirkenden Posts?
  • Welchen Einfluss haben Fake News auf Meinungsbildung?
  • Sind Fake News ein Problem für unsere Demokratie?
  • Was können und sollten Social Media Unternehmen gegen Fake News unternehmen?

30. Minute – Online Debatte Deutschlands Atomausstieg

Ziel des zweiten Teils des Bausteins ist es, den Teilnehmenden vor Augen zu führen, wie Diskussionen sich entwickeln können, wenn Menschen sich anonym äußern und keine Konsequenzen für ihre Aussagen fürchten müssen. Die Online-Diskussion soll eine möglichst authentische Debatte auf Social Media simulieren, was heißt, dass es in Ordnung und sogar erwünscht ist, wenn die Debatte unsachlich oder ausfallend wird. Nur in extremen Fällen sollte die Diskussion von der Moderation unterbrochen werden.
Zum Einstieg sollen die Teilnehmenden folgende Fragen beantworten und sie schriftlich festhalten:

  • Verhaltet ihr euch auf Social Media anders als im echten Leben?
  • Haltet ihr Diskussionen auf Social Media für sinnvoll?

Dies kann bereits zeigen, inwiefern sich die Teilnehmenden darüber bewusst sind, wie Debatten online ablaufen können. Danach öffnet die Moderation den Chat und projiziert ihn mit dem Beamer an die Wand. Die Teilnehmenden treten unter nicht zuordbaren Aliassen dem Online-Chat bei und diskutieren die Frage, ob Deutschlands Atomausstieg ein Fehler war. Dabei werden sie explizit darauf hingewiesen, dass der Chat anonym ist und sie sich so verhalten sollen, wie sie es normalerweise im Internet tun würden.
Falls die Diskussion ins Stocken gerät oder typische Charakteristika einer Diskussion auf Social Media nicht erfüllt sind, kann die Moderation selbst (unbemerkt den Teilnehmenden gegenüber) in den Chat eingreifen.

45. Minute – Offline-Debatte Deutschlands Atomausstieg

Es wird ein Stuhlkreis gebildet und die selbe Fragestellung erneut, diesmal jedoch in persona diskutiert.

Ziel der Offline-Debatte ist es, den Teilnehmenden aufzuzeigen, inwiefern Diskussionen anders ablaufen, wenn man nicht mehr anonym ist. Normalerweise sollte diese Diskussion deutlich sachlicher ablaufen und von mehr Fakten gestützt. Außerdem ist es unwahrscheinlich, dass die Teilnehmenden ausfällig werden. Für die Diskussion bilden die Teilnehmenden einen Stuhlkreis und fangen dann an zu diskutieren. Auch hier kann die Moderation Denkanstöße geben, falls die Diskussion ins Stocken geraten sollte.

60. Minute – Online vs. Offline - Reflexion

Das Ziel dieses Abschnitts ist die Reflexion des Unterschieds zwischen Online- und Offline-Debatte. Die Teilnehmenden denken darüber nach wie und warum sie sich eventuell anders verhalten haben und übertragen das auf einen größeren gesamtgesellschaftlichen Kontext. Als Denkanstoß dafür dient das Werkzeug „Das Megafon der Anonymität“, das von der Moderation vorgestellt wird ebenso wie die darauffolgenden Fragen für die Plenumsdiskussion. Dadurch wird die Problematik von Social Media für die Demokratie hervorgehoben. Als Denkanstoß kann die Moderation zum Beispiel die Situation in den USA mit einbringen. Optimalerweise entwickeln die Teilnehmenden auch Lösungsansätze für dieses Problem.

Das Megafon der Anonymität

Das Internet ermöglicht jedemr Nutzerin seine Meinung zu einem Thema beizutragen und trotzdem eine gewisse Privatsphäre zu bewahren.

Vorallem in sozialen Medien findet heutzutage ein angeregter Austausch zwischen unzähligen
Menschen statt. Die breite Masse an verschiedenen Meinungen auf ihre Stichhaltigkeit zu
untersuchen, fällt einemr daher nicht leicht. Oft ist es der „Lärm“ der vielen einzelnen
Aussagen, der uns taub werden lässt gegenüber den Fakten. Auf wessen Informationen ist
Verlass, wenn jede
r einem fremd ist.


  • Wie versteht ihr das Werkzeug?
  • Was waren die Unterschiede zwischen der Online- und Offline-Debatte?
  • Habt ihr euch in der Online-Diskussion anders verhalten als in der Offline-Diskussion? Wenn ja, wie? Und wieso?
  • Welcher Diskussionsart hat zu einer konstruktiveren Debatte geführt?
  • Kann man auf Social Media eine konstruktive Diskussion führen? Wenn ja, wie?
  • Stellt Social Media eine Gefahr für die in einer Demokratie wichtigen Debattenkultur dar?
  • Habt ihr Beispiele, in welchen Fällen Social Media eine Gefahr für die Demokratie dargestellt hat?
  • Welche Verantwortung haben Social Media Unternehmen?

70. Minute – Abschluss

Die Moderation beendet die Diskussion, bedankt sich für die Teilnahme und bittet um Feedback.

Als Inspiration für das Lernjournal können folgende Punkte angegeben werden:

  • Frage eine Woche lang deine Mitmenschen, wenn sie Behauptungen aufstellen nach ihrer Faktengrundlage und ihrer Quelle
  • Gebt uns Feedback zum Baustein (Was hat euch gefallen, was nicht? Was und wie könnte man etwas verbessern?)

Hinweise und Anmerkungen

Von den Verfasser_innen

In dieser Version des Bausteins wurde bewusst auf eine Vorbereitung der Teilnehmenden verzichtet um eine spontane und realistischere Debattenkultur zu etablieren.
Der Original Baustein enthält zur Vorbereitung folgende drei Videos:

Atomkraft erklärt: Wie funktioniert sie?
3 Argumente für Atomkraft
3 Argumente gegen Atomkraft

Weitere Anmerkungen:

  • Die Interaktion und das Engagement des Publikums ist wichtig. Bei mangelnder Partizipation können Handzeichen eingeführt werden um eine lebendige und dynamische Gesprächsatmospähre zu schaffen.

  • Das selbst erstellte Werkzeug wurde für die individuelle Herangehensweise und Kreativität in der Vorbereitung gelobt und könnte möglicherweise dem Werkzeugkasten hinzugefügt werden.

  • Die im Original-Baustein gewählte Chatseite war unpassend gewählt, da es keine gute „reply“-Funktion gab. Eine Alternative sollte gefunden werden.

  • Die Aufmerksamkeit der Beteiligten sollte von Anfang an angeregt werden, was zu einer erhöhten Beteiligung im weiteren Verlauf des Bausteins führt. Die Einlietung könnte daher alternativ in Form eines Rollenspiels stattfinden bei dem die vortragende Person nicht lediglich die Aufgabenstellung vorstellt, sondern so tut als wäre sie/er davon überzeugt, dass alle Posts der Wahrheit entsprechen und die Beteiligten herausfinden sollen bei welchen Posts das nicht der Fall ist. Zusätzlich sollte die Aufgabenstellung eingeblendet werden, sodass klar ist was tatsächlich gemacht werden soll.

  • Es ist wichtig ein aktuelles und kontroverses Thema für die Diskussion bereitzustellen. Dieses müsste also zeitbedingt gegebenenfalls aktualisiert werden

Nach weiteren Durchführungen

Noch ausstehend

Literaturhinweise und Quellen

Statista – Umfrage „Wie oft überprüfen sie Infos auf sozialen Medien/im Internet?“