Urteil im Namen des Klimas

Urteil im Namen des Klimas

Kurzbeschreibung
In dem Modulbaustein geht es um die Auseinandersetzung mit möglichen Ursachen für die weltweite Klimaveränderung im Rahmen einer Gerichtsverhandlung nach US-amerikanischem Vorbild. Die Teilnehmer werden mit verschiedenen Hypothesen zur Erklärung der weltweiten Klimaveränderung konfrontiert. Sie sollen diese verstehen und nachvollziehen und sie in einem Planspiel vertreten können. Es wird die kritische Auseinandersetzung mit unterschiedlich gerichteten Thesen gefördert. Ferner wird das interdisziplinäre Denken gestärkt und die Wichtigkeit des gemeinsamen Auftretens als Gruppe zur Überzeugung einer unabhängigen Expertenrunde verdeutlicht. Dahingehend werden auch rhetorische Fähigkeiten geschult. Bei intensiver Auseinandersetzung mit den Inhalten werden während der späteren Phasen des Bausteins auch taktische Fähigkeiten vermittelt. Eigenes inhaltliches und taktisches Wissen wird um das der Gruppe und der vorgegebenen Materialien ergänzt.

Thema
Gerichtsverhandlung nach US-amerikanischen Vorbild: Ursachen für die weltweite Klimaveränderung

Schlagwörter
CO2, Kohlendioxid, Klima, Klimawandel, Klimaveränderung, Treibhauseffekt, Konsens, Diskurs, Verhandlung, Anklage, Schuld, Unschuld etc.

Typ
analog

Dauer
75 Minuten

Gruppengröße
15 - 20

Raum
Seminarraum mit beweglichen Tischen und Stühlen

Lernziele

  • Verständnis und kritischer Umgang mit unterschiedlichen Hypothesen
  • Koorperation in einer Gruppe

Kompetenzen

  • Perspektivübernahme
  • Antizipation
  • Disziplinübergreifende Erkenntnisgewinnung
  • Koorperation
  • Partizipation

Lernformen
kreativ, kooperativ, faktenorientiert

Methoden
Planspiel, Fish-Bowl (Diskussionsrunde)

Material

  • Dokumente für Anklage, Verteidigung und Geschworene (Druckvorlagen)
  • farbige Karteikärtchen (3 Farben je 10 Stück)
  • 30 Spielsteine und 2 Gefäße
  • optional: Richterrobe

Vorbereitung

Vorbereitung der Moderation

Einarbeitung ins Thema und den Baustein inkl. Prüfung der Quellen und deren Aktualität. Begonnen wird mit der Vorbereitungsphase außerdem eine Woche vor dem Termin zur Durchführung des Modulbausteins. Es werden allen erwarteten Teilnehmer:innen die Materialien mit der Dateiendung _INDEX digital zugänglich gemacht (Tutoren ansprechen).

Die Teilnehmer:innen sind darauf hinzuweisen, sich die Materialien bis zum Termin durchzulesen, Anmerkungen zu machen und ihr Exemplar zur Verhandlung wieder mitzubringen. Die Materialien sind vor Beginn der Veranstaltung in folgender Ausführung zu drucken:

  • 3 mal RI_print für die Moderation als Richter (RI)
  • 4 - 6 mal GE_print für das Team Geschworene (GE)
  • 3 - 4 mal AK_print für das Team Anklage (AK)
  • 3 - 4 mal VT_print.pdf für das Team Verteidigung (VT)

Am Tag der Durchführung des Modulbausteins ist der Raum entsprechend der Abbildung mit Stühlen und Tischen auszustatten. Die Tische Team Anklage, Verteidigung und Geschworene werden gekennzeichnet mit jeweils einem farbigen Karteikärtchen, dass der Zuordnung weiter unten entspricht.

Vorbereitung der Teilnehmenden

Vorausgesetzt werden Grundkenntnisse der Debatte um die Ursachen der Klimaveränderung in der Neuzeit. Die Materialien mit Dateiendung _INDEX werden den Teilnehmenden einige Tage vor der Verhandlung zugänglich gemacht.

Diese sollen sie sich durchlesen und zur Verhandlung mitbringen.

Ablaufplan

00. Minute - Einführungspräsentation und kurzes Video

Die Moderation teilt die farbigen Karteikärtchen zufällig unter den Teilnehmer:innen aus. Dabei sollen 2 Teams mit jeweils 6 bis 8 Mitgliedern (Teams AK (rot) und VT (blau)) und ein Team mit 4 bis 6 Mitgliedern (Team GE (grün)) gebildet werden, sodass alle Teilnehmer:innen auf die Teams verteilt werden.
Nun hält die Einführungspräsentation. Es wird zum Ende hin die Möglichkeit gegeben, Fragen bezüglich des Ablaufs zu stellen. Nach der Präsentation werden die Teilnehmer:innen gebeten, sich entsprechend ihres farbigen Kärtchens an die jeweiligen Tische zu setzen. Es kann dann ein kurzer Filmausschnitt zur Einstimmung der Teilnehmenden auf die bevorstehende Verhandlung gezeigt werden.

15. Minute - Gruppeneinteilung und Gruppenarbeit

Die Materialien werden an die Teams AK (Anklage), VT (Verteidigung) und GE (Geschworene) ausgegeben. Team GE erhält seine Einweisungen durch einen Teil der Moderation bezüglich der Bewertungsmethodik. Währenddessen stehen die anderen Mitglieder der Moderation den beiden mit der Sichtung der vollständigen Materialien beschäftigten Teams für Fragen zur Verfügung. Die Teams sind darauf hinzuweisen, dass sie die Argumente gut vorbereiten müssen, um sie in der anschließenden Befragung auf den Punkt bringen und die Geschworenen überzeugen zu können. Die Moderation soll dabei aktiv auf die Gruppen zugehen und sich nach dem Stand der Bearbeitung erkundigen. Nach 20 Minuten endet die Bearbeitungszeit.

30. Minute - Eröffnung der Verhandlung - Verlesung der Anklageschrift

Der/die Richter:in verliest die Anklageschrift (siehe RI_print) und eröffnet die Verhandlung.

32. Minute - 1. Phase Verhandlung - Abwechselnde Anhörung von Anklage und Verteidigung

Es wird mit dem Team AK begonnen. Team AK ruft einen Zeugen auf. Das bedeutet, das Team wählt einen Zeugen und einen Vertreter der Anklage und schickt sie in den Zeugenstand bzw. zur Anklagebank. Die Zeugen sind „frei“-wählbare Repräsentanten eines Argumentationstranges, z.B. das Aerosol, oder ein fiktiver Prof. zu diesem Thema etc… Das Team VT benennt einen Vertreter der Verteidigung und schickt ihn zur Verteidigerbank. Das Team AK beginnt mit der Befragung des Zeugen und versucht, die Argumente des Zeugen möglichst geschickt in Erfahrung zu bringen, sodass die Geschworenen von der Argumentation überzeugt werden. Ist der Vertreter der Anklage mit seinen Ausführungen fertig, erhält der Vertreter der Verteidigung Gelegenheit, den Zeugen zu befragen. Er versucht die Ausführungen des Zeugen so für sich zu nutzen, dass die Geschworenen nicht von der Argumentation des Vertreters der Anklage überzeugt werden. Hat auch der Vertreter der Verteidigung seine Befragung abgeschlossen, ist der Zeuge wieder zu entlassen. Alle Beteiligten kehren zurück zu ihrem Team. Nun haben die Teams untereinander 2 Minuten lang die Gelegenheit, sich über den Erfolg oder den Misserfolg der Befragung auszutauschen und den nächsten Zeugen auszuwählen. Währenddessen entscheidet das Team der Geschworenen, welchem Team es wie viele Punkte in Form von in eine Waagschale geworfener Spielsteine geben möchte. Nun ist das Team der Verteidigung an der Reihe, einen Zeugen auszuwählen. Der eben beschriebene Ablauf wiederholt sich so lange, bis entweder alle gewünschten Zeugen befragt worden sind oder die Zeit für die Verhandlung abgelaufen ist. Der Richter schließt die Verhandlung und bittet den Gerichtsdiener um Auszählung der von den Geschworenen in die Waagschalen gegebenen Spielsteine. Sind die Steine ausgezählt wird das Ergebnis verkündet. Nun folgt jedoch nicht die Verkündung des Urteils sondern die Überleitung in die Fish-Bowl-Diskussion.

60. Minute - 2. Phase Verhandlung - Offene Diskussion (Fishbowl) und Urteilsfindung der Geschworenen

Der/die Richter:in bittet dafür um Mithilfe zur Anpassung der Bestuhlung im Raum. Es werden die Tische mit der Bezeichnung Anklage- und Verteidigerbank sowie der Zeugenstand zurückgerückt, sodass Platz für eine Stuhlkreis in der Mitte der Raumes geschaffen wird. Alle Vertreter der Geschworenen sowie jeweils ein bis zwei Vertreter der anderen beiden Teams werden nun gebeten, in der Fish-Bowl Platz zu nehmen. Haben sich genügend Freiwillige gefunden, eröffnet der Richter die Diskussionsrunde unter einer definierten Zielsetzung. Diese könnte zum Beispiel lauten: „Warum konnte kein Konsens gefunden werden?“ „Warum wurde ein bestimmtes Argument wie erfolgt bewertet?“ „Warum wurde nicht verstärkt auf die Befangenheit der Zeugen eingegangen?“ Dies sind jedoch nur Ideen, die um andere Initialfragen zur Anregung der Diskussionsrunde ergänzt werden können und sollen. Je nach Teamstruktur und –motivation werden sich unterschiedliche Argumentationsstrategien herausgebildet haben und dementsprechend unterschiedliche Schwerpunkte ergeben haben. Es obliegt der Einschätzung der Moderation, eine anregende Fragestellung entsprechend der in der Hauptverhandlung vollzogenen Entwicklung zu formulieren.

72. Minute - Urteilsverkündung

Ist die Zeit für die Diskussionsrunde vorüber, verliest der Richter das Urteil im Namen des Klimas (siehe Skript). Je nach Ablauf der Diskussion könnte das Urteil wie folgt lauten: „…folgendes Urteil: Es konnte kein Konsens gefunden werden und eine Alleinschuld war indes nicht nachzuweisen. Der Angeklagte wird daher freigesprochen“ Ist das Urteil verkündet und erkennen die Durchführenden, dass der Seminarbaustein auf positive Resonanz gestoßen ist, bittet der Gerichtsdiener alle Teilnehmenden um Applaus für alle Teilnehmenden. Dies stärkt das Gefühl des Zusammenhalts und konotiert das Erlebte mit positiver Energie :wink:

Hinweise und Anmerkungen

Von den Verfasser_innen

Für die Nutzung als Phase 2 Baustein wurde der Bausteins von 90 Minuten auf 75 Minuten gekürzt. Sowohl die Gruppenarbeit, die Verhandlung als auch die Diskussionsrunde können daher zu knapp bemessen sein. Es obliegt der Moderation zu entscheiden, wie sie die zeitliche Einteilung priorisieren möchte. Das Video zu Beginn kann gegebenenfalls ausgelassen werden.

Weitere Anmerkungen:

  • Einführungspräsentation muss klar und deutlich aufzeigen, was, wie und warum in diesem Planspiel gemacht werden soll

  • Dabei ist vor allem wichtig, warum das CO2 angeklagt wird und nicht die Verursacher der CO2-Produktion weil niemand von vorn herein als Schuldiger tituliert werden soll

  • Es ist darauf zu achten, dass sich die Gruppen während der Materialsichtung untereinander gut austauschen und – zumindest für die Dauer dieses Spiels – einer Meinung sind und diese auch mit Nachdruck vertreten während der Anhörungsphase

  • Während der Einarbeitungszeit müssen die Teams gut betreut werden. Es muss immer nachgefragt werden, ob alles verstanden wurde und ob es Klärungsbedarf gibt

  • Das Team Geschworene ist darauf hinzuweisen, die Argumente beider Parteien nach inhaltlicher Qualität zu bewerten. Schafft es ein Vertreter einer Gruppe dank rhetorisch ausgefeilter Begabung die Geschworenen für sich zu gewinnen, so ist ihm das anzurechnen und in der Urteilsfindung zu berücksichtigen. Ähnliches gilt für den Fall, dass ein Vertreter nicht mehr weiß, was er tun soll. Dies ist dann von Nachteil für seine Gruppe.

  • Regulierung der Frage/Antwort-Verhältnisse im Sinne gleichmäßiger Redezeit

  • Keine Suggestivfragen zulassen, keine Ja/Nein-Fragen zulassen

  • Unbedingt auf die Tatsache hinweisen, dass die Vertreter der Teams VT und AK die Geschworenen überzeugen müssen. Es reicht also nicht, nur die Fakten abzufragen!

  • Die Person des Richters bzw. der Richterin muss gute Moderationsfähigkeiten vorweisen können, um die Debatte stets geordnet führen zu können. Die Person muss die Zeugen immer wieder darauf hinweisen, dass sie unter Eid steht und Aussagen wahrheitsgemäß treffen muss

  • Eine Fish-Bowl-Runde ist eine offene Diskussionsrunde mit etwa 5 bis 6 Teilnehmenden. Es dürfen nur diejenigen diskutieren, die sich innerhalb der Runde befinden. Möchte eine/ein außenstehende/-r Teilnehmende/-r etwas zur Diskussion beitragen, muss er/sie eine/-n Teilnehmende/-n innerhalb der Runde ansprechen und bitten, ihren/seinen Platz einnehmen zu dürfen. Der/die Angesprochene kann daraufhin die Runde verlassen, wenn er/sie zum jeweiligen Zeitpunkt nichts mehr zur Diskussion beizutragen haben glaubt

Nach weiteren Durchführungen

  • Wenn mehr Personen am Baustein teilnehmen als dafür vorgesehen ist, sollte darauf geachtet werden, diese bevorzugt auf die Teams AK und VT zu verteilen und weniger dem Team GE zuzuordnen um Passivität und Langeweile vorzubeugen.

  • Der Original Baustein ist von 2012. Die Quellen wurden zwar aktualisiert (Stand 2024), die Informationsblätter für die Gruppenphase (_print) jedoch nicht auf ihre Aktualität überprüft. Die sollte den Teilnehmenden nach der Durchführung gegebenenfalls gesagt werden.

Literaturhinweise und Quellen

Arbeitsmaterialien zum Ausdrucken

RI_print.pdf (51,2 KB)
GE_print.pdf (144,4 KB)
AK_print.pdf (242,0 KB)
VT_print.pdf (414,8 KB)